Aktinische Keratosen und Spinaliome

Was ist eine aktinische Keratose?

Eine aktinische Keratose (aktinisch= durch Strahlen bewirkt) ist eine durch Licht ausgelöste Hautveränderung, bei der eine Vermehrung so genannter Keratinozyten (griech. Keras= Horn, kytos = Zelle) in dauerhaft lichtgeschädigter Haut vorliegt.

Die aktinische Keratose gilt als Vorstufe (Präkanzerosen sogar als Frühstadium (Carcinom in situ) einer bestimmten Form des hellen Haukrebs. Dieses sogenannte „Spinaliom“ oder auch Plattenepithelkarzinom. Es betrifft zunächst nur die oberste Zellschicht der Haut, das Epithelgewebe (Carcinom in situ). Der Tumor kann jedoch jederzeit in eine darunter liegende gewebeinfiltrierende Krebsgeschwulst übergehen:

Weitere Bezeichnungen für die aktinische Keratose sind:

  • Solare Keratosen (Sonnenverhornung, Sonnenwarzen)
  • Senile Keratose (Altersverhornung)

Wie ist die Häufigkeit?

Die aktinische Keratose kommt bei hellhäutigen Menschen sehr häufig vor. Länder mit hoher UV-Strahlung bilden entsprechend hohe Erkrankungsraten aus: In Australien findet sich etwa bei der Hälfte aller Männer zwischen dem 30. und 70. Lebensjahr eine aktinische Keratose. Von den Frauen ist etwa jede Dritte betroffen. In Großbritannien liegt bei 15 Prozent aller Männer und sechs Prozent aller Frauen eine aktinische Keratose vor. Die Wahrscheinlichkeit diese zu entwickeln nimmt tendenziell zu.

In etwas zehn Prozent der Fälle entwickelt sich aus der aktinischen Keratose ein Spinaliom.

Welche Formen von Aktinische Keratosen gibt es?

Aktnische Keratosen werden nach mikroskopisch-histologischen Aussehen, klinischen Aussehen, Malignität (Bösartigkeit), Lokalisation und Mutationsstatus eingeteilt.

  • Hyperkeratotische Aktinische Keratose
  • Akantholytische Aktinische Keratosen
  • Pigmentierte Aktinische Keratose
  • Hypertrophe Aktinische Keratose
  • Bowenoide Aktinische Keratose
  • Atrophe aktinische Keratosen

Wie kann sich eine aktinische Keratose entwickeln?

Schon im Frühstadium einer aktinischen Keratose kann sich ein Spinozelluläres Karzinom entwickeln.

 

Was ist ein Spinaliom?

Werden die Aktinischen Keratosen nicht rechtzeitig behandelt, so kann nach unterschiedlicher langer Zeit daraus der sog. „Stachelzellkrebs“ (Spinaliom, spinozelluläres Karzinom) entstehen. Diese Hautwucherungen entstehen aus den „Stachelzellen“ der oberflächlichen Haut, wenn die Zellteilung gestört wurde. Häufige Ursachen sind neben den Anlagefaktoren langdauernde Sonnenbestrahlung. Besonders gefährdet sind hellhäutige Menschen, die zum Sonnenbrand neigen. Beim Spinaliom sind die Zellen bösartig geworden und fressen sich in das umliegende Gewebe und können dann über die Lymphe und das Blut in den Körper metastasieren.

Was ist ein Hautkrebs an den Lippen? – Aktinische Cheilitis

Häufig entstehen solche Sonnenschäden auch an den Lippen. Bemerkbar machen sich die Veränderungen durch Verwaschung des Lippenrandes einhergehend mit Entzündungen und rauer Schuppung.

Was kann ich selbst tun?

  • Jede verdächtige Hautveränderung dem Hautarzt zeigen
  • Sonnenkeratosen und Spinaliome frühzeitig entfernen lassen
  • Regelmäßige Hautkrebsvorsorge beim Hautarzt durchführen lassen
  • Im Sommer und im Urlaub allgemein bei starker Sonneneinstrahlung einen Hut tragen
  • Sonnenschutzcremes täglich auftragen
  • UV-Kleidung

 

Welche Behandlungsmethode gibt es?

Als gute Methode hat sich bei starken Keratosen eine Abtragung mittels Laser z.B. Erbium YAG und Fraxel bewährt. Da es sich hier aber um eine lokale Abtragung handelt,  die die befallenen Stellen um die Hautveränderung nicht erfasst, sollte eine Kombinationsbehandlung mit der photodynamischen Therapie erfolgen.

Bei der Photodynamischen Therapie ((kurz) PDT) handelt es sich um ein Verfahren, mit dem man mit einem speziellen Rotlicht bestimmte Hauttumoren schonend, kosmetisch und günstig und ohne Operation entfernen und behandelt werden können aktinische Keratosen und Basaliome, wie andere Hautkrebsarten. 

Was versteht man unter PDT?

Unter Photodynamische Therapie versteht man die sauerstoffabhängige Zerstörung von Tumorzellen der Haut, die nach einer vorangegangen Photosensibilisierung und Belichtung geeigneter Wellenlänge eintritt. Dieser Vorgang erfolgt selektiv, was bedeutet, dass im Rahmen einer Therapie bevorzugt Tumorzellen und deren Vorstufen, nicht aber die gesunden Hautzellen zerstört werden. Durch das Auftragen von MAOP (Methyp-5-amino-4oxopentanoat) als Creme kommt es im erkrankten Gewebe zu einer verstärkten Bildung lichtempfindlicher Porphyrine, insbesondere des Protoporphyrin 9 (PP9). Protoporphyrin 9 ist der eigentliche Lichtsensibilisator, da nur krankhafte Zellen die im Körper natürlich vorkommende Delta-Aminolaevulinsäure übermäßig aufnehmen. Aufgrund seiner besonderen Molekularstruktur reichert sich MAOP hoch selektiv in den geschädigten Zellen an. Nach einer Einwirkzeit von 3 Stunden wird die Belichtung mit einem speziell entwickelten kalten Rotlicht der Wellenlänge 630 nm durchgeführt. Dies hat zur Folge, dass die Porphyrin-Moleküle in einen Triplettzustand übergehen und die aufgenommene Energie auf „normalen“ Triplettsauerstoff übertragen wird. Durch diese Energieübertragung geraten die Sauerstoffmoleküle ihrerseits in einen angeregten Zustand. Es entsteht Singulettsauerstoff, der als Oxidationsmittel ein starkes Zellgift darstellt. Die betroffenen Zellen gehen schließlich durch  Nekrose und/oder Apoptose (lokale Zelluntergänge) zugrunde. Durch die lokale Wirkung dieser Freisetzung von Sauerstoffradikalen bleibt eine weitergehende Schädigung von gesunden Zellen und somit eine Narbenbildung  aus. Die Überlegenheit dieser innovativen Methode im Vergleich zu konventionellen, invasiven Verfahren zeigt sich deutlich in den bisher durchgeführten Studien.

Was sind mögliche Schutzstrategien?

Schutz ist vor allem vor äußeren Einflüssen mittels Sonnencreme und Kälteschutz notwendig. Tatsächlich ist die ultraviolette Strahlung im Sonnenlicht ein Hauptfaktor für beschleunigte  Hautalterung. Auch die Bräune aus der Steckdose ist nicht besser als die natürliche Sonne, denn das langwellige UVA-Licht der Solarröhren dringt tief in die Haut ein und zerstört die elastischen Bindegewebsfasern: die Haut altert schneller. Die Verwendung von Lichtschutzpräparaten gilt daher als wichtigste Maßnahme, um Falten und Hautkrebs vorzubeugen. Hauteigene Lipide sowie Feuchthaltestoffe und Antioxidantien helfen die Haut gesund und geschmeidig zu halten. Ausgewogenen Ernährung und angepasste Kleidung zu Verhinderung von Krankheiten stellen immer auch einen Beitrag zur Vermeidung von oxidativen Stress dar.

Hautcremes mit Vitamin A (Retinol) und/oder Antioxidantien (Vitamin C+E+Q10) können zur Rückbildung von bereits bestehenden Schädigungen durch kosmetisch aktive Substanzen eingesetzt werden. Zusätzlich kann die Förderung der Durchblutung mithilfe von Bewegung und optimaler Zufuhr von Anti-Stress-Vitaminen empfohlen werden.

Literatur und Schulungskonzepte beim Verfasser (Dr. med. A. Rietz)

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Dr. med. Angelika Rietz, Dermatologe und Allergologe

 

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